Philon entwickelt zwei unterschiedliche Konzepte von Kanonisierung : Im « Allegorischen Kommentar », der sich zu Beginn seiner Karriere an jüdische Leser in Alexandria richtet, setzt er die griechische Bibel vom homerischen Epos ab, wobei er mit den Methoden der homerischen Textforschung zeigt, dass Moses' Werk jeglicher stilistischen und inhaltlichen Kritik standhält. Philons Argumentation ist hier insofern dialektisch, als er gerade literarische Mängel als Zeichen für tiefere, allegorische Intentionen und somit für den unantastbaren Wahrheitsgehalt der Bibel interpretiert. In der « Exposition », die sich an einen breiteren Leserkreis wendet, stellt Philon dagegen die mosaische Schrift als ein vollkommenes Werk dar, welches andere Gesetzgebungen an philosophischem Gehalt weit übertrifft. Hier ist Philons Argumentation nicht dialektisch, sondern linear.